Stolpersteine 2016

Stolpersteinverlegung am 01. Oktober 2016 für weitere 16 ehemalige jüdische Bewohner Obernkirchens.

Stolperstein 19 Moritz Schönfeld Jg. 1873
Stolperstein 20 Recha Schönfeld geb. Hahn Jg. 1882
Stolperstein 21 Irmgard Schönfeld Jg. 1906
Stolperstein 22 Alfred Schönfeld Jg. 1907
Stolperstein 23 Erna Schönfeld Jg. 1911
Stolperstein 24 Bendix Stern Jg. 1883
Stolperstein 25 Lucie Stern Jg. 1901
Stolperstein 26 Hannelore Stern Jg. 1929
Stolperstein 27 Jakob Steinberg Jg. 1872
Stolperstein 28 Rosa Steinberg Jg. 1881
Stolperstein 29 Helene Düring Jg. 1852
Stolperstein 30 Betty Adler Jg. 1869
Stolperstein 31 Philipp Adler Jg. 1888
Stolperstein 32 Ruth Filler geb. Adler Jg. 1929
Stolperstein 33 Fanny Philippsohn geb. Heilbrunn Jg. 1873
Stolperstein 34 Frommet Lion geb. Heinemann Jg. 1854

 

Familien:

Kaufmann Bendix (Benno) Stern* mit Ehefrau Luci und Tochter Hannelore, sie wohnten an der der Neumarktstraße, heute Nr. 23. Die Familie wurde Ende 1939 zwangsweise in das sogenannte Judenhaus, wie man die frühere Synagoge in der Strullstraße nun abschätzig nannte, einquartiert. Von dort aus wurde die Familie 1942 deportiert. Nur die Tochter Hannelore überlebte die Höllen der KZs Theresienstadt, Auschwitz und Bergen-Belsen.
• Eheleute Jakob Steinberg* und Rosa, geb. Stern, die mit zusammen mit Familie Benno Stern unter einem Dach wohnten, wurden ebenfalls Ende 1939 zwangsweise in das „Judenhaus“ eingewiesen. Jakob verstarb dort Anfang 1942. Seine Frau Rosa, Schwester von Benno Stern, wurde wenig später deportiert und kam wahrscheinlich im Warschauer Ghetto ums Leben.

• Pferdehändler Moritz Schönfeld* mit Ehefrau Recha, den beiden Töchtern Irmgard, Erna und dem Sohn Alfred wohnten an der Rintelner Straße, heute Nr. 18.
Moritz und Recha Schönfeld flohen im April 1940 nach Argentinien, wo ihre 3 Kinder schon vorab Schutz gefunden hatten.

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Benno Stern, Jacob Steinberg und Moritz Schönfeld wurden zusammen mit weiteren männlichen Obernkirchner Juden am Morgen nach der Pogromnacht vom 9. auf den 10.11.1938 im Rahmen einer deutschlandweiten „Aktion“ völlig willkürlich von SS-Schergen verhaftet und am folgenden Tag für einige Monate ins KZ Buchenwald
verschleppt. Insgesamt waren es zwischen 25.000 und 30.000 jüdische Männer, die dieser „Aktion“ zum Opfer fielen. Diese sogenannten „Aktionsjuden“ wurden auf mehrere KZs verteilt, 9.000 wurden im KZ Buchenwald gequält. Begründung: „Erhöhung des Ausreisedrucks“!

Einzelpersonen:

• Frommet (gen. Fanny) Lion, Witwe, wohnte in der heutigen Friedrich-Ebert-Straße Nr. 9, damals Adolf-Hitler-Straße. Ihr Wohn- und Geschäftshaus wurde vor einigen Jahren abgerissen. Noch heute klafft dort eine Baulücke. Fanny war die Mutter der Inhaber des renommierten Textil- Kaufhauses Elias und Leopold Lion auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Trotz ihrer Pflegebedürftigkeit wurde auch sie zum Zwecke der Deportation aus ihrem Haus vertrieben und in das „Judenhaus“ einquartiert. Sie verstarb dort im Mai 1942. Die für Juni vorgesehene Deportation blieb ihr so erspart. Für die Familien ihrer beiden Söhne sind bereits am 1. 7. 2015 Stolpersteine verlegt worden.

• Fanny Philippsohn, Witwe, wohnte in der Schluke, heute Nr. 5. Ihr Haus wurde vor Jahren durch einen Neubau ersetzt. Sie floh im März 1940 in die USA, zusammen mit der Familie ihres Schwiegersohns Paul Adler und ihrer Tochter Gertrud, für die bereits ebenfalls 2015 Stolpersteine verlegt worden sind.

• Betty Adler, Witwe, wohnte im Haus Lange Straße 17, heute Nr. 19, das ihr Mann Anfang des 20. Jahrhundert gebaut hatte und im Parterrebereich ein Möbelgeschäft betrieb. Nach dem Tode des Ehemannes 1929 führte dies der Sohn Alfred weiter. Betty floh im Mai 1939 nach Neuseeland, zusammen mit der Familie ihres Schwiegersohns Leopold Lion und ihrer Tochter Karola. Auch für diese Familie sind bereits 2015 Stolpersteine verlegt worden .

• Helene Düring, Witwe, geb. Stern, wohnte Lange Straße heute Nr. 26. Sie war die Tante von Benno Stern und Rosa Steinberg. Sie hatte 2 Kinder, die vor den Nazis in die USA geflohen waren. Helene wurde im Januar 1940 zwangsweise ins „Judenhaus“ einquartiert. Dort verstarb noch im selben Jahr.

• Kaufmann Philipp Adler wohnte im elterlichen Haus Lange Straße 7, heute Nr. 9. Das Haus war von seinem Vater, Samuel Philipp Adler, Ende des 19. Jahrhunderts als ein modernes Geschäfts- und Wohngebäude erbaut worden. Philipp war der Cousin von Paul Adler, der dieses Haus mit Textilgeschäft später übernommen hatte. Wie bereits erwähnt, sind vor diesem Haus für die Familie Paul Adler bereits 2015 Stolpersteine verlegt worden.

Philipp nahm freiwillig am 1. Weltkrieg teil. Er wurde schwer verwundet und mit dem „Eisernen Kreuz“ ausgezeichnet. Das schützte ihn und seine Familie nicht vor dem Naziterror. 1939 floh er mit seiner Ehefrau und seiner erst 10jährgen Tochter Ruth von Hildesheim aus nach Neuseeland, um noch Schlimmeres zu vermeiden. Die heute 86jährige Tochter Ruth, verheiratete Filler, lebt dort in einem Altenheim. Sie hat 2008, zusammen mit ihrer in Neuseeland geborenen, heute in Kanada lebenden Tochter und Schauspielerin, Deborah Filler, Obernkirchen besucht.