Stolperstein Verlegung 2017

An Interessierte für die Stolpersteinverlegung in Obernkirchen / Vehlen

Sehr geehrte Damen und Herren,
im Namen der Initiativgruppe möchte ich Sie informieren über unsere dritte – und letzte – Aktion der Verlegung von Stolpersteinen in unserer Stadt am 6. Juni 2017 (Dienstag nach Pfingsten). Insgesamt werden dann 52 Steine an unsere ehemaligen jüdischen Mitbewohner in Obernkirchen und Vehlen erinnern.
Ich schreibe diese Zeilen am 10.04., dem diesjährigen Beginn des einwöchigen Passahfestes. Bis vor 75 Jahren wurde auch von den Obernkirchner Juden dieses Fest gefeiert, bei dem man sich Jahr für Jahr an die Befreiung aus ägyptischer Knechtschaft erinnert. Freiheit gehört seitdem für das Judentum zu einem der grundlegenden Güter. Durch Jahrhunderte hindurch hatte sich das Volk immer wieder aus der Abhängigkeit von Großmächten zu befreien versucht. Es bleibt ein Wunder, dass es sich nach der Vertreibung aus seinem Land durch die Römer im Jahr 70 n.Chr. wieder als eine Nation verstehen kann. Nach der fast 2000 jährigen Zerstreuung in viele Länder wurde 1948 der Staat Israel gegründet.
Das Christentum basiert auf jüdischen Wurzeln und hat in dem jüdischen Rabbi Jesus seine Mitte. Zugleich hat es leider dazu beigetragen, dass Juden oft durch die Kirchen ausgegrenzt, gedemütigt und entrechtet wurden. Die Shoa in jüngster Vergangenheit ist der Tiefpunkt einer jahrhundertelangen jüdischen Verfolgung durch Christen.
Deshalb sind wir sehr dankbar, dass die Verlegung von Stolpersteinen in unserer Stadt eine von Schuld geprägte Vergangenheit bekennt und dazu beiträgt, die Beziehung zum Judentum neu zu festigen.
Am 6. Juni wird Herr Gunter Demnig noch einmal 18 Steine verlegen. 7 davon werden an Mitglieder von zwei Familien in Vehlen erinnern, deren Biographien Herr Ernst Völkening recherchiert hat. Wir beginnen um 13.00 Uhr an der Vehlener Str. 61 im Gedenken an Mathilde Meyersberg und ihren Sohn Dr. Joseph Meyersberg, die beide im KZ ermordet wurden. 13.30 Uhr werden 5 Steine zum Gedenken an die Familie Leeser , die – bis auf eine Person – 1938/1939 nach Argentinien und Bolivien flüchtete, vor dem Haus Maschstr. 17 eingesetzt.
14.00 Uhr treffen wir uns an dem Gedenkstein für die ehemalige Synagoge, in deren frühere Lehrerwohnung das Ehepaar Scheiberg hatte einziehen müssen, nachdem es seine bisherige Wohnung zwangsweise räumen musste. Anschließend werden um 14.30 Uhr vor dem Haus Lange Str. 50 vier Steine für die Familie Selowski, die ein besonderes Schicksal erlitten hat, verlegt.
15.00 Uhr wird ein Stein vor dem Haus Lange Str. 25 an den früheren Arzt W.Marc erinnern. Ihm wurde die ärztliche Approbation entzogen; aus Verzweiflung wählte er den Freitod. Abschließend werden wir um 15.20 Uhr noch einmal mit vier Steinen vor dem Haus Lange Str. 19 an weitere Personen der Familie Adler erinnern, die in diesem Haus ein Möbelgeschäft betrieb, aber bereits 1933 schon das erste Boykottopfer wurde und früh die Flucht antrat.
Vielleicht notieren Sie sich schon jetzt die Termine. Wir würden uns freuen, wenn wir noch einmal in großer Zahl unsere Verbundenheit mit der früheren jüdischen Bevölkerung in unserer Stadt und in Vehlen zum Ausdruck bringen können.
Seien Sie herzlich gegrüßt
-im Namen der Initiativgruppe Sybille Schlusche, Werner Hobein und Wilfried Bartels-
Christoph von Abendroth