Stolperstein 33 Fanny Philippsohn geb. Heilbrunn Jg. 1873

Fanny Philippsohn, geb. Heilbrunn, wurde 1873 in Reichensachsen (heute Ortsteil der Gemeinde Wehretal in Hessen) geboren. Sie wohnte vermutlich seit ihrer Eheschließung mit dem Pferdehändler Abraham Philippsohn  in Obernkirchen ,  Schluke, heute Nr. 5. Dies Haus  war damals ein schmuckes altes Fachwerkhaus, das dann  aber zunehmend baufälliger geworden war und daher  vor Jahren abgerissen und durch einen Neubau ersetzt wurde. Aus Fannys Ehe mit Abraham Philippsohn gingen zwei Kinder hervor, die Tochter Gertrud und der Sohn Bernhard.

Fanny Philippsohn wird im Buch „Jüdisches Leben  in der Provinz“ erst im Zusammenhang mit der erwogenen Flucht der Familie ihres Schwiegersohns, dem Textilkaufmann  Paul Adler, erwähnt. Ihre Tochter Gertrud war mit diesem  verheiratet.

Während Paul Adler in Sachen Flucht  – auch noch nach der Entlassung aus dem  KZ  Buchenwald –  recht zögerlich und abwartend  war, weil er immer noch hoffte, dass der Spuk des NS-Regimes bald ein Ende haben werde,  sah seine Schwiegermutter die Entwicklung sehr viel realistischer. Sie drängte ihren Schwiegersohn energisch zur Flucht, zumal bereits die Einreisepapiere für die USA  seit Ende 1938 – noch vor der Pogromnacht – ausgestellt waren. Diese  hatte Fannys Sohn, Bernhard,  der  von Hanau (Hessen) bereits 1937/38 in die USA geflüchtet  war und der auch als Bürge zur Verfügung stand, beschafft.

Nach Beginn des 2. Weltkrieges am 1. 9. 1939 wurde es  immer schwieriger ein Ticket für die Schiffspassage zu ergattern.  Und daher drängte nicht nur die Schwiegermutter sondern auch die Zeit.  Es ist wahrscheinlich der Schwiegermutter zu verdanken, dass die Familie noch rechtzeitig  die Flucht schaffte und dadurch überlebte.

Fanny Philippsohn war zusammen mit der Familie ihres Schwiegersohns Paul Adler, ihrer Tochter Gertrud und ihres inzwischen 16jährigen Enkelsohnes Erich erst  im März 1940 in die USA geflüchtet.  Hilfreich war auch, dass Paul Adlers Bruder Alfred mit Ehefrau Alice und Sohn Wolfgang bereits in den USA lebten und ebenfalls als Bürge zur Verfügung stand, ferner dass sie von der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland und insbesondere von der internationalen jüdischen Hilfsorganisation in den USA (abgek. HIAS) unterstützt wurden. Letztere leistete insbesondere große Hilfen bei der Wohnungs- und Arbeitssuche vor Ort, in der Stadt Reading, Bundesstaat Pennsylvania, wo sie Aufnahme gefunden hatten.

Fanny Phlippsohn starb in einem Altersheim in New York wahrscheinlich 1952 im Alter von 79 Jahren.  Zur Erinnerung an Fanny Philippson  ist für sie  am 1. 10. 2016 vor dem Neubau in der Schluke Nr. 5, dort wo früher ihr Fachwerkhaus stand,  ein Stolperstein verlegt worden. Fanny wurde bei der Stolpersteinvelegung  von Ursel Stein vorgestellt. Für Paul, Gertrud und Erich Adler wurden bereits am 1. 7. 2015, Stolpersteine vor dem  Haus  Lange Straße, heute Nr. 9,  verlegt.

Quelle: Jüdisches Leben in der Provinz von Rolf-Bernd de Groot,

Interview Erich Adler 1989 mit Siegfried Bönsch während eines Besuchs in Obernkirchen            (abgedruckt im vorgen. Buch auf S. 187 bis 192).

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